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Gedanken zu Erwin Ringel

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 28.03.2021, 21:00 Uhr
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Wien [ENA] Es ist 30Jahre her, dass Erwin Ringel 1991 im Rahmen einer Festveranstaltung zu seinem 70.Geburtstag im Wiener Rathaus, den Vortrag "Sisyphus in Österreich" gehalten hat. Nur drei Jahre später ist er verstorben und gewissermaßen ist mit ihm die Hochblüte der humanistischen Psychologie langsam verwelkt und hat Platz gemacht für eine Psychiatrie, die bereit ist auch politische (Fehl)Entscheidungen zu legitimieren.

Ringel war sicherlich einer der großen "Meister" die mit den so tiefgründigen, geheimnisvollen, psychoanalytischen oder individualpsychologischen Theorien versuchten das Menschenbild und die Welt neu zu deuten. Und doch wirkt sein Denken heute antiquiert, wenn nicht naiv. Denn Österreich entwickelt sich zu etwas ganz neuem, dass mit den alten psychologischen Kriterien nicht mehr zu fassen ist. Schon jetzt zeigt sich, dass das "Seelenstriptease" in den überall präsenten Kursen langsam an seine Grenzen stösst. Deshalb ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass trotz grober bis subtiler Psychologisierung der Alltagswelt, unerhört grausame Verbrechen zunehmen. Der Psychiater und Individualpsychologe Erwin Ringel hat die Politik verändert.

Er hat dazu beigetragen, dass die Psychiatrie und Psychoanalyse salonfähig wurden. Doch ganz unproblematisch war dieser Schachzug nicht, denn damit wurde der bürokratische Staat mit seinem Polizei-und Justizsystem um ein wirksames Herrschaftsinstrument reicher. Der idealistische Erwin Ringel wurde vielleicht auch deshalb mit Ämtern, Aufgaben und Ehrungen überhäuft. Er war u.a. Professor, leitete das Institut für Medizinische Psychologie, war Präsident der Vereinigung für Selbstmordverhütung und Individualpsychologie, Leiter der Psychosomatischen Abteilung und Obmann des Vereins für Bewährungshilfe. Er setzte sich dafür ein, dass Straftäter als Mitmenschen und mit Respekt behandelt werden. Dabei hat er aber vielleicht die Opfer vergessen.

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